«22 Bahnen» von Caroline Wahl

Inhalt
Tildas Tage sind strikt durchgeplant: Sie studiert Mathematik, arbeitet an der Supermarktkasse und kümmert sich um ihre kleine Schwester Ida, weil die Mutter alkoholkrank ist. Ihre abendlichen Besuche im Schwimmbad sind ihr Lichtblick, weil sie während ihren 22 Bahnen etwas abschalten kann. Als Tilda ein Angebot für eine Promotionsstelle in Berlin bekommt, gerät ihr geordneter Alltag plötzlich aus dem Ruder. Und dann taucht auch noch Viktor mit den eisblauen Augen auf, der grosse Bruder von Ivan, mit dem Tilda früher befreundet war.

Kritik
Caroline Wahl schafft es, das schwere Thema Alkoholismus und wie sich dieser für Angehörige anfühlt, sehr nachvollziehbar darzustellen, sodass man sich super in Tildas Lage versetzen kann. Trotz Tildas und Idas schwieriger Situation wächst das Band zwischen den Schwestern jedes Mal, wenn ihre Mutter nicht für sie da sein kann, weil sie füreinander da sind. Die Liebesgeschichte mit Viktor verleiht dem Ganzen zusätzlich ein wenig Leichtigkeit.

Fazit
Ich mag Caroline Wahls Schreibstil sehr, aber auch dieser Roman war mir thematisch einfach zu schwer, weil sich die zwei Themen Alkoholismus und Trauer vereinigen, wie auch bei Windstärke 17, das von Tildas Schwester Ida handelt. Ich fand die Liebesgeschichte zwischen Tilda und Viktor wirklich schön, war vom Ende des Buches aber etwas enttäuscht, weil ich es mir ein wenig spektakulärer gewünscht hätte.

Sternbewertung

Bewertung: 3 von 5.

«Ein unendlich kurzer Sommer» von Kristina Pfister

Inhalt
Christophe lebt auf La Réunion und hat vor Kurzem seine Mutter Paulette an Alzheimer verloren. Als er das Haus ausräumt, findet er einen Brief in einem ihrer Bücher, der ihn nach Deutschland zu einem Campingplatz am See führt.
Lale hält es nicht mehr aus zu Hause. Sie muss mal raus, braucht Abstand. Also tut sie etwas, was sie sonst nie tut: Sie steigt kurzerhand in einen Zug und steigt irgendwo im Nirgendwo wieder aus und trifft auf Gustav, den alten, grantigen Besitzer eines Campingplatzes, der ihr einen alten Wohnwagen überlässt. Daraus wird ein heisser, flirrender Sommer, ein altes Haus, eine antike Grabstätte und Menschen mit verschiedenen Geschichten, die aufeinandertreffen.

Kritik
Der Roman wird jeweils abwechselnd aus der Sicht von Christophe oder Lale erzählt und enthält diverse Rückblenden, die einen Schritt für Schritt näher an die beiden Charaktere heranbringen und die Spannungskurve bis zum Schluss aufrecht erhalten. Kristina Pfister beschreibt die Gefühlswelt der Charaktere einfühlsam und man kann sich toll in sie hineinversetzen.

Fazit
Kristina Pfister hat mit diesem Roman eine wunderschöne Geschichte erschaffen, die die Themen Tod, Trauer, Liebe, Beziehung, Spannung, Familie & Freundschaften einschliesst, der von einem unvergesslichen Sommer umrahmt wird. Ich war traurig als ich ihn zu Ende gelesen habe und würde mir jetzt eine Fortsetzung davon wünschen. Ein richtig tolles Sommerbuch, das einem auch im Winter das Herz wärmt.

Sternbewertung

Bewertung: 5 von 5.

«Windstärke 17» von Caroline Wahl

Inhalt
Ida Schmitt verlässt die Wohnung ihrer Kindheit an der Fröhlichstrasse 37. Ihre Mutter war Alkoholikerin und hat sich mit einer Tablettenüberdosis das Leben genommen. Ida fühlt sich schuldig, weil sie zum besagten Zeitpunkt nicht da war, sondern auf einem Wochenendtrip mit ihrer besten Freundin und ihre Mutter in der Wohnung fand, als diese bereits tot war. Nun hat sie die Wohnung gekündigt und will erst mal weg. Ihre Schwester Tilda hat ihr ein Zugticket zu sich nach Hamburg geschickt, aber da will Ida gar nicht hin. Sie entscheidet sich kurzerhand für die Richtung Stralsund und landet schliesslich auf der Insel Rügen an der Ostsee. Dort trifft sie auf Knut, den Besitzer der Bar „Robbe“ und er stellt sie kurzerhand bei sich an. Kurz darauf lernt sie auch seine Frau Marianne kennen und die beiden nehmen Ida bei sich zu Hause auf. In der Robbe trifft Ida zum ersten Mal auf Leif mit dem traurigen Blick und hübschen grünen Augen. Ida findet auf der Insel zwar etwas Ruhe, aber in ihrem Innern tobt ein Sturm aus Trauer, Schuld, Wut und vielen aufwühlenden Erinnerungen, dem sie jeweils körperlicher Verausgabung durch Schwimmen und Laufen zu entkommen versucht. Interessanterweise trifft sie bei ihren Ausflügen immer wieder auf Leif und irgendwie fühlt sich in seiner Gegenwart alles ein bisschen leichter an.

Die Vorstellung, wie sie sich da allein in in der Wohnung zu Tode soff und niemand nach ihr schaute, killte mich. Aber als ich dann dageblieben bin, habe ich immer weniger nach ihr geschaut und ihr zunehmend nur zugeschaut bei ihrem Abgang, anstatt was dagegen zu tun. Ich bin eine schlechte und schwache Scheisstochter. Ich war eine schlechte und schwache Scheisstochter, und jetzt bin ich einfach nur noch allein. Windstärke 17, S. 41/42

Kritik
Der Roman wird aus Idas Sicht erzählt und gliedert sich in vier Teile. Es gibt viele Dialoge und Rückblenden. Caroline Wahl beschreibt die Gefühlswelt von Ida sehr gut und nachvollziehbar. Es werden viele schwere Themen wie Tod, Trauer, Krankheiten und schwierige Familienverhältnisse behandelt und das war mir alles ein wenig zu viel.

Fazit
Caroline Wahl schafft es, unbequeme und schwere Themen wahnsinnig authentisch abzubilden, aber dennoch überwiegt die Schwere im Roman aus meiner Sicht. Der Roman ist schön geschrieben, aber sehr bedrückend und traurig und ich musste mich teilweise überwinden, das Buch weiterzulesen. Ich habe vor Kurzem selbst ein Familienmitglied verloren und es war vermutlich nicht der geeignetste Zeitpunkt für mich, um das Buch zu lesen. „Windstärke 17“ ist übrigens das zweite Buch von Caroline Wahl. Das erste „22 Bahnen“ erzählt die Geschichte von Idas Schwester Tilda. Das habe ich aber erst geschnallt als ich das hier bereits angefangen hatte.

Sternbewertung

Bewertung: 3 von 5.


«Frankie» von Jochen Gutsch und Maxim Leo

Inhalt
Jochen Gutsch und Maxim Leo erzählen erzählen in ihrem Roman die Geschichte von der Begegnung des streunenden Katers Frankie (benannt nach Frank Sinatra) und des tieftraurigen Schiftstellers Richard Gold, der sich nach dem Tod seiner Frau Linda das Leben nehmen will, weil er ohne sie keinen Sinn mehr sieht im Leben. Frankie springt genau in dem Moment auf Golds Fenstersims als dieser kurz davor ist, Suizid zu begehen und hält ihn somit davon ab, weil dieser wütend wird und den Kater vertreiben will. Gold rennt Frankie hinterher und wirft einen Stein nach ihm, der den Kater am Kopf trifft ihn für kurze Zeit das Bewusstsein verlieren lässt. Als Frankie wieder zu sich kommt, stellt Gold überrascht fest, dass Frankie „Menschisch“ sprechen kann und nimmt ihn anschliessend widerwillig bei sich auf. Es ist der Beginn einer turbulenten Freundschaft.

Damit ihr euch nicht wundert: Ich werde den Mann, der Richard Gold hiess, ab jetzt einfach Gold nennen. Aufgrund der Tatsache: Is‘ kürzer und klingt besser. Diese Geschichte geht nämlich noch ne Weile, und ich möchte nicht, dass in meiner Geschichte jemand Richard heisst. Kann er ja nix dafür, dass er so heisst, aber der Name is‘ nun mal Mist.

Frankie, S. 17

Kritik
Das Buch ist aus der Sicht von Frankie geschrieben und veranschaulicht auf sehr humorvolle Art und Weise, wie Katzen bzw. Kater unsere Welt und uns Menschen sehen können. Das Buch hat etwas mehr als 180 Seiten, ist sehr kurzweilig und ich hatte es zügig durchgelesen.

Fazit
Frankies direkte und unverblümte Art haben mich unzählige Male zum Lachen gebracht. Die Geschichte zeigt auf sehr unerschrockene Art und Weise den Umgang mit Leben, Tod und Depression ohne dabei trist zu wirken. Das Buch ist durch seinen einfachen Schreibstil und eher geringe Seitenanzahl ideal für alle, die dicke Bücher nicht so mögen.

„Ich glaub, das wär nix für mich.“
„Was, Frankie?“
„Na so ’n Lebenssinn. Erst mal muss man ihn finden. Und dann muss man drauf aufpassen, damit man ihn nicht verliert. Und hat man ihn dann verloren, so wie du jetzt, dann denkt man die ganze Zeit darüber nach, wo er hin is‘. So ein Lebenssinn macht nur Ärger.“

Frankie, S. 80

Sternbewertung

Bewertung: 5 von 5.